Erich Fromm — Zitate

Rationale Autorität fördert das Wachstum des Menschen, der sich ihr anvertraut, und beruht auf Kompetenz. Irrationale Autorität stützt sich auf Machtmittel und dient der Ausbeutung der ihr Unterworfenen.

In der Regel beschränkt sich unser Bewusstsein auf das, was die Gesellschaft, der wir angehören, uns wahrzunehmen erlaubt, während unser Unterbewusstes den universalen Menschen in jedem von uns repräsentiert.

Der Mensch ist abhängig; er bleibt dem Tode, dem Alter und der Krankheit unterworfen.
Aber es ist eine Sache, die eigene Abhängigkeit und seine Grenzen anzuerkennen, und es ist etwas völlig anderes, sich dieser Abhängigkeit hinzugeben und jene Mächte anzubeten, von denen man abhängt.

Das eine bedeutet Demut, das andere Selbstdemütigung.

Wissen beginnt mit der Erkenntnis der Unzuverlässigkeit der Wahrnehmungen, mit der Zerstörung von Täuschungen, mit der "Ent-täuschung".

Das Wirtschaft nicht Lebensinhalt sein darf, ist der Menschheit von allen ihren großen Lehrern gesagt worden; dass sie es nicht sein kann, zeigt sich heute.

Auch sich selbst hören zu können, ist eine Vorbedingung dafür, dass man auf andere hören kann; bei sich selbst zu Hause zu sein ist die notwendige Voraussetzung, damit man sich zu anderen in Beziehung setzen kann.

Die Langeweile ist eine der furchtbarsten Plagen unserer Zeit.

Durch die Maschine ist die Zeit zur Beherrscherin des Menschen geworden.

Das höchste Ziel im Seinsmodus ist "tieferes Wissen", im Habenmodus "mehr Wissen".

Der Mensch von heute muss Mut zu sich selbst haben.

Liebe ist nicht das Ergebnis der sexuellen Befriedigung, sondern sexuelles Glück - und sogar die Kenntnis der sogenannten sexuellen Technik - ist das Resultat der Liebe.

Die Schwierigkeiten, Rückschläge und Kümmernisse des Lebens als Herausforderung anzusehen, deren Überwindung uns stärkt, anstatt sie als ungerechte Strafe zu betrachten, die WIR nicht verdient haben, das erfordert Glauben und Mut.

Der gelangweilte Mensch, der nicht Positives erleben kann, hat dennoch eine Möglichkeit, Intensität zu erleben, indem er zerstörerisch wird.

Liebe ist eine Macht, die Liebe erzeugt.

Geboren zu werden, ist ein andauernder Prozess. Jeder Vorgang des Geborenwerdens, jeder Schritt zu etwas Neuem, ist mit Ungewissheit und Angst verbunden und erfordert Glauben.

Für jene, die glauben, dass "haben" eine höchst natürliche Kategorie innerhalb der menschlichen Existenz ist, mag es überraschend sein, wenn sie erfahren, dass es in vielen Sprachen kein Wort für "haben" gibt.

Ohne Glaube wird der Mensch ...steril, hoffnungslos und bis ins Innerste seines Wesens furchtsam.

Man spricht von "Freizeitaktivität", treffender könnte man sagen "Freizeitpassivität".

Man schließt zu zweit einen Bund gegen die Welt und hält dann diesen "égoisme à deux" (Egoismus zu zweit) irrtümlich für Liebe und Vertrautheit.

Es gibt kaum eine Arbeit, die nicht Menschen von einem bestimmten Persönlichkeitstyp anziehen dürfte, wenn man nur die damit verbundenen negativen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aspekte beseitigen könnte.

Der Konformitätsstil entwickelt eine neue Art von Moral, eine neue Art des Überichs. Aber bei der neuen Moral handelt es sich nicht um das Gewissen humanistischer Tradition, und das neue Über-Ich entspricht auch nicht der Vorstellung vom autoritären Vater. Tugendhaft sein heißt, angepasst sein und so sein wie die anderen. Lasterhaft sein heißt, sich unterscheiden.

Die Askese mit ihrem ständigen Kreisen um Verzicht und Entsagen ist möglicherweise nur die Kehrseite eines heftigen Verlangens nach Besitz und Konsum.

Zum ersten Mal in der Geschichte hängt das physische Überleben der Menschheit von einer radikalen Veränderung des Herzens ab.

Um die Liebe erleben zu können, muss man das Voneinander-getrennt-Sein erleben.

Wahrheit wird niemals durch Gewalt widerlegt.

Die zerstörerischen Tendenzen nehmen meines Erachtens heute deshalb so zu, weil die Langeweile wächst, weil die Sinnlosigkeit des Lebens wächst, weil die Menschen ängstlicher werden, weil sie keinen Glauben an die Zukunft und keine Hoffnung haben.

Wissen bedeutet, durch die Oberfläche zu den Wurzeln und damit zu den Ursachen vorzudringen.

So kann Lust dennoch kein Wertkriterium sein. Denn es gibt Menschen, die an der Unterwerfung und nicht an der Freiheit Lust empfinden, für die nicht Liebe, sondern Hass, nicht produktive Arbeit, sondern Ausbeutung Lust bedeutet.

Die meisten Menschen geben vor und glauben selbst daran, dass sie glücklich sind, denn wenn man unglücklich ist, ist man ein Misserfolg.

Das Ziel der heutigen Gesellschaft ist nicht die Verwirklichung des Menschen. Das Ziel der heutigen Gesellschaft ist der Profit des investierten Kapitals.

Die Vitalität selbst ist das Resultat einer Vision. Wenn es keine Vision mehr gibt von etwas Großem, Schönem, Wichtigem, dann reduziert sich die Vitalität, und der Mensch wird lebensschwächer.

Leidenschaft ohne Wahrheit ist blind, und Wahrheit ohne Leidenschaft ist ohnmächtig.

Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht einer inneren Einstellung.