Khalil Gibran — Zitate

Näher bei Gott sein heißt, den Menschen näher zu sein.

Der Optimist sieht eine Rose, nicht aber ihre Dornen.

Der Beginn des Lebens liegt nicht in der Materie, und sein Ende liegt nicht im Grab.

Als ich meine Seele fragte, was die Ewigkeit mit den Wünschen macht, die wir sammelten, da erwiderte sie: Ich bin die Ewigkeit!

Ich bin ein Reisender und ein Seefahrer und jeden Tag entdecke ich eine neue Region in meiner Seele

Gott hat der Seele Flügel verliehen, auf dass sie sich damit in den Himmel der Freiheit und Liebe erhebt. Warum schneidet Ihr sie ab und kriecht wie Insekten auf der Erdoberfläche?

Vom Guten in euch kann ich sprechen, aber nicht vom Bösen. Denn was ist das Böse anderes als das Gute, von seinem eigenen Durst und Hunger gequält?

Lass den, der seine beschmutzten Hände an deinem Gewand reinigt, dein Gewand nehmen. Er kann es wieder gebrauchen; du sicherlich nicht.

Hass ist eine tote Sache. Wer von euch möchte ein Grabmal sein.

Die Neigungen des Herzens sind geteilt wie die Äste einer Zeder. Verliert der Baum einen starken Ast, so wird er leiden, aber er stirbt nicht. Er wird all seine Lebenskraft in den nächsten Ast fließen lassen, auf dass dieser wachse und die Lücke ausfülle.

Die Schönheit liegt nicht im Antlitz. Die Schönheit ist ein Licht im Herzen.

Der Fluss setzt seinen Weg zum Meer fort, ob das Rad der Mühle gebrochen ist oder nicht.

Das Gestern ist nichts anderes als die Erinnerung von Heute und das Morgen der Traum von heute. Ist nicht die Zeit wie die Liebe, ungeteilt und ungezügelt? Lasst das Heute die Vergangenheit mit Erinnerung umschlingen und die Zukunft mit Sehnsucht.

Den Schmerz meiner Einsamkeit fühlte ich erst, als die Menschen den Fehler meiner Geschwätzigkeit lobten und die Tugend meines Schweigens schmähten.

Die Nacht ist vorüber, und wir Kinder der Nacht müssen sterben, wenn die Morgendämmerung anbricht und über die Hügel hüpft. Und aus unserer Asche wird sich eine große Liebe erheben. Sie wird der Sonne ins Gesicht lachen, und sie wird unsterblich sein.

Die Schönheit im Herzen eines Menschen ist erhabener als diejenige, die man mit Augen sehen kann.

Es gibt Menschen, die mit Freude geben, und diese Freude ist ihr Lohn. Sie geben, wie im Tal dort drüben die Myrte ihren Duft verströmt. Durch die Hände solcher Menschen spricht Gott zu uns und durch ihre Augen lächelt er auf die Welt.

Besser ist es, ein Opfer menschlicher Schwäche zu werden, als zu den Starken und Unterdrückern zu gehören, welche die Blumen des Lebens mit ihren Füßen zertreten.

Dein Lebensglück ist wie ein Vogel, den du liebst. Du nährst ihn mit den Körnern deines Herzens und tränkst ihn mit dem Licht deiner Augen.

Betrachtet das Erwachen des Frühlings und das Erscheinen der Morgenröte! Die Schönheit offenbart sich denjenigen, die betrachten.

Die Zufriedenheit ist fortgegangen, um in den Städten zu predigen, wo Korruption und Begierde herrschen. Und wir brauchen sie hier nicht, denn das Glück sucht nicht Zufriedenheit. Das Glück verlangt nach Vereinigung, während die Zufriedenheit die Ablenkung sucht, die vom Vergessen lebt.

Du siehst nur deinen Schatten, wenn du deinen Rücken zur Sonne drehst.

Bevor ich die Liebe kannte, besang ich sie in meinen Liedern; nachdem ich sie kennengelernt hatte, lösten sich die Melodien in Luft auf und die Worte verstummten.

Die große Wahrheit, die die Natur erfüllt, wird nicht mittels der menschlichen Sprache von einem zum anderen weitergegeben. Die Wahrheit bevorzugt die Stille, um ihre Botschaft liebenden Seelen mitzuteilen.

Das Ursprüngliche in uns ist Schweigsamkeit; das Erworbene Beredsamkeit.

Und seit jeher war es so, dass die Liebe erst in der Stunde der Trennung ihre eigene Tiefe erkennt.

Der Dichter ist  ein Einsamer, unscheinbar gekleidet, der von der Schönheit lebt; im Schoße der Natur lernt er von der Schöpfung; in der Stille der Nacht wacht er und wartet auf die Eingebung des Geistes. Er ist ein Sämann, der die Samen seines Herzens aussät in Gärten der Gefühle, wo sie reiche Frucht tragen.

Der sensible Jüngling, der noch nicht viel weiß, ist die unglücklichste Kreatur unter der Sonne, denn seine Seele ist zwei gewaltigen entgegengesetzten Kräften preisgegeben:

eine unsichtbare Kraft erhebt ihn über die Wolken und zeigt ihm die Schönheit der Schöpfung hinter dem Nebel der Träume, und eine sichtbare Kraft fesselt ihn an die Erde, füllt seine Augen mit Staub und lässt ihn einsam und ängstlich in undurchdringbarer Finsternis zurück.

Die Welt der Materie, und alles was zu ihr gehört, ist nur ein Traum im Vergleich zu dem Erwachen, das wir den "Schrecken des Todes" nennen.

Wenn ich im Licht gehe, heißt es nicht, dass ich Licht bin.

Wenn du das Ende von dem erreichst, was du wissen solltest stehst du am Anfang dessen, was du fühlen solltest.

Nimm eine Handvoll guter Erde Vielleicht findest du ein Samenkorn darin oder eine Raupe Wäre deine Hand geduldig genug würde der Same ein Wald und die Raupe eine Schar geflügelter Wesen werden.

Der, der Verstand hat, schreibt mir Verständnis zu und der Dumme Dummheit. Ich glaube, sie haben beide Recht.

Wissen vermehrt die Saat, doch es streut sie nicht aus.

Die Künstler unter uns – die so selten sind wie roter Schwefel – sollten ihre Seelen nicht zum Markte tragen, denn sie sind Gefäße, die Gott mit himmlischem Wein füllt.

Der Widerschein der Sonne in einem Tautropfen ist nicht weniger schön als die Sonne selber, und die Spiegelung des Lebens in eurer Seele ist nicht weniger kostbar als das Leben selber.

Die Glaubenssätze und Lehren, die den Menschen unglücklich und verbittert machen, sind nichtig und wertlos. Es ist die Pflicht des Menschen, glücklich zu sein auf dieser Erde und die Pfade zum Glück zu lehren, da wo er Menschen begegnet. Derjenige, der das Himmelreich in diesem Leben nicht entdeckt, wird es auch im kommenden Leben nicht erfahren.

Die Jugend besitzt Flügel, deren Federn die Poesie und deren Nerven die Phantasie sind.

Eine Nachtigall im Käfig baut kein Nest für ihre Jungen, um ihnen nicht die Gefangenschaft zu vererben.

Wer der Wahrheit zuhört, ist nicht geringer als der, der die Wahrheit ausspricht.